Ja, ich weiß, ohne irgendein Einkommen kann man in unserer Welt nicht leben.
Aber latent habe ich schon immer nach der Überzeugung gelebt, dass es wesentlich Wichtigeres als das Abhecheln vorgezeichneter Karrieren und Erstreben erstaunlicher Einkommen gibt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, wieviel Kraft und Fantasie es kostet, finanziell am Rande der Konsumgesellschaft zu leben und Kinder alleine großzuziehen. Und trotzdem. Oder gerade deshalb?
Ökologisch betrachtet kann das blindwütige “schnellerweitermehrgrößer” nicht mehr lange durchhalten. Und auch sozial klaffen die individuellen Burnout-Wunden und die Chancenungleichheitsschlucht als Folgen rücksichtslos eingesetzter Ellenbogen. Aber aus diesen, hier nur mikroskopisch klein angerissenen Überlegungen heraus ganz persönlich Konsequenzen zu ziehen, Prioritäten anders als die Masse zu setzen und statt dessen eigene Zufriedenheiten zu pflegen – dazu gehört schon Mut! Und ich bewundere jede und jeden, die Schritte in diese Richtung gehen…..
Wenn mir dann noch jemand Jüngeres als ich darlegt, dass sein Weg in diese Richtung geht, dann bin ich unglaublich froh und dankbar, dann habe ich wieder ein kleines Stück Hoffnung mehr für unsere Welt!
Liebe Ute,
Du sprichst mir hier sowas von aus der Seele! Auch ich mache mir viele Gedanken über dieses „Immer-schneller-höher-weiter“, welches auf Dauer unmöglich funktionieren kann. Dieses raffgierige „Immer-mehr-für-einen-persönlich“. Diese Gefühllosigkeit anderen gegenüber. Unser Kapitalismus ist das moderne Gift unserer Gesellschaft! Das ist einer der Gründe, weshalb ich keine Kinder habe (welche ich mir früher gewünscht hatte): Ich wüsste nicht, wie ich meine Kinder erziehen sollte! Wenn ich will, dass sie erfolgreich werden, müsste ich sie zu genau solchen Ellenbogen- und karrieregeilen gesellschaftsuntauglichen Individuen erziehen, die heute in den Schulen “gezüchtet” werden. Das widerstrebt mir zutiefst!
Aber wenn ich sie nach meinen moralischen und ethischen Vorstellungen erziehen würde, würde ich sie in der heutigen Welt zu Verlierern machen! 🙁
Aber Deine Worte geben mir wieder Mut für die Zukunft unserer Gesellschaft!